Test von Kinder-Multivitaminpräparaten zeigt: Mehr Risiko als Nutzen für gesunde Kinder
In der modernen Gesundheitsdebatte stehen Multivitaminpräparate für Kinder immer wieder im Mittelpunkt. Die Frage, ob diese Produkte tatsächlich notwendig oder sogar schädlich sind, wird heiß diskutiert. Ein kürzlich durchgeführter Test von 21 solcher Präparate bringt neue Erkenntnisse ans Licht und unterstreicht, dass gesunde Kinder in der Regel keine zusätzlichen Vitaminpräparate benötigen.
Methodik des Tests
Die geprüften Produkte umfassten eine breite Palette von Nahrungsergänzungsmitteln, die speziell für Kinder vermarktet werden. Die Auswahl erfolgte nach Kriterien wie der Kennzeichnung (Produkte mit Bezeichnungen wie "Kinder", "Junior", "Kids" oder "Family"), und ob sie als für Kinder geeignet ausgelobt sind. Die Preisspanne der getesteten Produkte variierte zwischen 1,45 und 24,99 Euro pro Packung, wobei die Produkte sowohl in stationären Geschäften als auch online erworben wurden. Die Überprüfung konzentrierte sich auf die Deklaration der Inhaltsstoffe, die Einhaltung der empfohlenen Tagesdosen laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Zusätzlich wurden die Produkte auf umstrittene Zusatzstoffe wie Süßstoffe und Phosphate sowie deren Werbeaussagen hin untersucht.
Ergebnisse der Vitamin- und Mineralstoffgehalte
Alarmierend war, dass zehn der getesteten Nahrungsergänzungen die Höchstmengenvorschläge des BfR nicht einhielten. Besonders auffällig war der hohe Gehalt an Vitamin A in einigen Präparaten, der in manchen Fällen das Vierfache der empfohlenen Höchstmenge erreichte. Ebenso überschritten viele Produkte die DGE-Referenzwerte für Vitamine und Mineralstoffe, was auf eine potenzielle Gefahr der Überdosierung hinweist.
Bedenkliche und/oder umstrittene Inhaltsstoffe
Einige der getesteten Präparate enthielten Zusatzstoffe wie Carboxymethylcellulose, die in Tierversuchen mit Darmentzündungen in Verbindung gebracht wurde, und Phosphate, die potenziell die Nieren belasten können. Der Einsatz von Süßstoffen in fast der Hälfte der Präparate ist ebenfalls kritisch zu sehen, da diese in Verdacht stehen, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu fördern.
Warnhinweise und Auslobungen
Die Analyse ergab, dass viele Produkte nicht die erforderlichen Warnhinweise aufwiesen, insbesondere fehlten Hinweise auf potenzielle Risiken bei der Einnahme hoher Vitamin A-Dosen. Einige Produkte suggerierten fälschlicherweise, dass eine Supplementierung bei einseitiger Ernährung, Schule oder Wachstum notwendig sein könnte, was nach Expertenmeinung nicht der Fall ist.
Fazit
Der Test zeigt deutlich, dass Multivitaminpräparate für Kinder oft mehr Risiken als Nutzen bergen. Die Ernährung sollte im Vordergrund stehen, und Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht ohne spezifische medizinische Indikation verwendet werden. Dieser Test unterstreicht die Notwendigkeit einer strengeren Regulierung und klareren Kennzeichnung von Vitaminpräparaten, um die Gesundheit der Kinder zu schützen.
Original Beschreibung von Öko-Test:
"Wir haben 21 Multivitaminpräparate für Kinder geprüft. Wir können keines der Produkte empfehlen. Denn: Wir sehen keinen Nutzen der Präparate für gesunde Kinder. Die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffmengen liegen sogar häufig über Expertenempfehlungen."